Freundschaftskreis Norwich - Koblenz

Deutsch - Britischer Club e.V.

 

Norwich - a fine city

http://de.wikipedia.org/wiki/Norwich Wissenswertes zu Norwich
http://www.visitnorwich.co.uk - the essential official guide - mit allen Infos für den Besuch in Norwich
http://www.norwich.gov.uk/ offizielle Seite der Stadt Norwich
http://www.norwich12.co.uk über 12 historische Gebäude: Norwich Castle, Norwich Cathedral, The Great Hospital, The Halls - St Andrew's and Blackfriars', The Guildhall, Dragon Hall, The Assembly House,
St James Mill, St John's Roman Catholic Cathedral, Surrey House, City Hall and The Forum
http://www.norwichpubs.co.uk/ ...und nach dem 'Walk' " a pint of real ale"

 

'A fine old city, truly, is that, view it from whatever side you will; but it shows best from the east, where the ground, bold and elevated, overlooks the fair and fertile valley in which it stands. Gazing from those heights, the eye beholds a scene which cannot fail to awaken, even in the least sensitive bosom, feelings of pleasure and admiration. At the foot of the heights flows a narrow and deep river, with an antique bridge communicating with a long and narrow suburb, flanked on either side by rich meadows of the brightest green, beyond which spreads the city; the fine old city, perhaps the most curious specimen at present extant of the genuine English town.'
(George Borrow in "Lavengro", 1851)


Norwich seen from Mousehole Heath

Der Ballungsraum Norwich hat ungeführ 190.000 Einwohner. Drei angelsächsische Siedlungen wuchsen wahrscheinlich zur jetzigen Stadt Norwich zusammen. Zwischen 924 und 939 wurde Norwich zur Stadt mit eigener Münze, das Wort ‚Norvic' erscheint erstmals auf Münzen unter der Herrschaft von König Athelstan im 10. Jh. Bevor die Stadt 1004 von den Wikingern niedergebrannt wurde, war es ein blühendes Handelszentrum. Zur Zeit der Normannen war die Stadt eine der größten in England, im Domesday Book werden 25 Kirchen und eine Bevölkerung zwischen 5.000 und 10.000 genannt. Es gab eine angelsächsische Kirche in Tombland, dem sächsischen Marktplatz und die spätere normannische Kirche. Auf dem Fluss Wensum wurden die Waren zum Meer geschafft. Die Hauptsiedlungsgebiete der Sachsen wurden durch den Bau der Burg in den 1070er Jahren zerstört. Neuer Siedlungsschwerpunkt wurde nun das Gebiet um das Castle. 1096 begann der Bischof von Thetford, Herbert de Losinga, mit dem Bau der Kathedrale. Hauptbaumaterial war Limestone aus Caen in Frankreich und zum Transport wurde ein Stichkanal von Pull's Ferry zur Kathedrale gebaut.


Norwich Cathedral
Norwich wurde Sitz des Bistums für die ‚Diocese of Norwich'. Um die Mitte des 14. Jahrhundert war die 4 km lange Stadtmauer fertig.
Der Erlös des Wollhandels im Mittelalter finanzierte den Bau von vielen Kirchen. Norwich hat heute noch mehr mittelalterliche Kirchen als jede andere Stadt in Westeuropa nördlich der Alpen, was zu der Feststellung führte, "A church for every week of the year and a pub for every day of the year". Verschiedene Kirchen wurde jedoch entwidmet und werden heute für weltliche Zwecke verwendet wie ein Puppentheater, ein Kunstzentrum oder ein Antikzentrum.
Die große Einwanderungswelle von 1567 brachte eine beträchtliche wallonische Gemeinde von Webern nach Norwich, die von Einheimischen ‚Strangers' genannt wurden. Das Merchant's House - heute ein Museum - ihr frühester Stützpunkt, heißt heute immer noch Strangers' Hall. Der Norwicher Kanarienvogel "Canary" wurde durch flämische Flüchtlinge aus Spanien eingeführt. Sie brachten nicht nur moderne Textilverarbeitungsmethoden mit sich, sondern auch Kanarienvögel, die sie züchteten. Der Kanarienvogel ist heute noch das Emblem des Fußballclubs Norwich City F.C., mit Spitznamen ‚Canaries'.
Bis zur industriellen Revolution kämpfte Norwich mit Bristol um den Platz als zweitgrößte und zweitwohlhabendste Stadt Englands. Die geographisch isolierte Lage von Norwich führte jedoch dazu, dass die Stadt weiter an Bedeutung verlor und man mit dem Schiff oft schneller nach Amsterdam als nach London gelangte. Bis heute (2013) ist Norwich die einzige Grooßstadt Englands, die nicht an eine vierspurige Autobahn angeschlossen ist.

Norwich City Hall
Im Zweiten Weltkrieg wurde Norwich stark bombadiert, vor allem in den sogenannten ‚Baedeker Raids' vom 27.-30. April 1942 in der Altstadt und den viktorianischen Reihenhäusern um das Zentrum. Der Begriff "Baedeker Raids" ist so zu erklären, dass man annahm, die deutschen hätten sich aus dem (Baedeker-) Fremdenführer historische Städte ausgesucht und sie dann zerstört. Lord Haw-Haw (das war der Spitzname von verschiedenen Sprechern des englischen Radioprogramms der Nazis "Germany Calling", bezieht sich aber zumeist auf William Joyce, der der Prominenteste unter ihnen war und wegen Hochverrat später hingerichtet wurde) sagte die bevorstehende Zerstörung des 1938 vollendeten Rathauses voraus - das aber unbeschädigt blieb. Bei einem der Erinnerungsgottesdienste an die Baedekerangriffe, zu denen die Kriegsveteranen auch jeweils einen Vertreter aus der deutschen Partnerstadt einladen, sagte mir einer der Veteranen, dass Norwich beim Angriff auf die mittelenglischen Industriestädte überflogen wurde und es so schien, als würden die Piloten die überzähligen Bomben auf dem Rückweg über Norwich fallen lassen.
Norwich hat den größten offenen Markt Englands, der an sechs Tagen in der Woche betrieben wird.
Die ‚Mall Norwich' (‚Castle Mall' bis 2007) ist ein Einkaufszentrum, das von der ortsansässigen Firma Lambert, Scott & Innes gebaut und 1993 eröffnet wurde, einem viktorianischen Glashaus nachempfunden und teilweise unterirdisch auf dem alten ‚Cattlemarket' angelegt, um auf eine Ebene mit der umliegenden Fußgängerzone zu kommen. Im hinteren Bereich geht es dann in mehrgeschossige Verkaufsebenen über. Hier fehlte von Anfang an ein richtiger ‚Anchorshop', den auch der großzügig ausgelegte Drugstore Boots nicht wettmachen konnte, außerdem sind bis heute nicht alle Geschäfte vermietet. Das neue Chapelfield-Einkaufszentrum, als ‚Major New Shopping Experience' beworben, entstand auf dem alten Mackintosh-Gelände direkt neben dem Assembly House an der Inner Ring Road und mit der Einkaufsstraße White Lion Street verbunden. Es wurde 2005 eröffnet, macht einen sehr luftigen und großzügigen Eindruck und zeigt ein breites Angebot an ‚High-Class' Shops mit dem House of Fraser als Flagschiff. Kritiker des Projekts haben angeführt, daß das zweite Einkaufszentrum dem Einzelhandel schade, jedoch wurde im August 2006 von der Javelin-Gruppe festgestellt, dass Norwich nunmehr eines der fünf Top-Einzelhandelsziele des UK ist.

Im frühen 20. Jahrhundert hatte Norwich noch mehrere größere Industriebetriebe. Dazu gehörten die Schuhherstellung, Schreinereibetriebe, Hochbau, Textilindustrie und Flugzeugbau. Wichtige Arbeitgeber waren der Flugzeughersteller Boulton & Paul, Barnards und Elektrotechnik Laurence Scott and Electromotors. Caley begann mit Mineralwasser und stellte ab 1886 Schokolade und ‚Christmas Crackers' her.
1932 hatte Mackintosh A.J.Caley & Son Ltd. in Norwich gekauft und 1955 zog das Management nach Norwich um. 1969 verschmolzen Rowntree und Mackintosh zu Rowntree Mackintosh. Nestlé erwarb 1988 Rowntree Mackintosh, schloß 1994 den Betrieb und verlegte die ganze Produktion nach York. Drei Manager erwarben Caley's von Nestlé und gründeten 1996 Caley's of Norwich, die sich auf gute Schokolade mit hohem Kakaoanteil spezialisiert haben und deren Schokolade es heute in einer Teestube in der Guildhall zu kaufen gibt.

Colman's of Norwich
wurde 1814 gegründet und ist eine der ältesten existierenden Markennamen. Sie gehören seit 1995 zum Unilever-Konzern. Colmans würziger Geschmack kommt von der Mischung aus braunem und weißem Senf. Jeremiah Colman begann an der Stoke Holy Cross-Mühle am Fluß Tas, vier Meilen südlich von Norwich, Senf herzustellen. 1855 führte die Firma seine typische gelbe Verpackung und das Bullenkopflogo ein, 1866 bekamen sie das Royal Warrant als Senfhersteller für Queen Victoria (das Königshaus verwendet übrigens immer noch Colman's). 1856 verlegte Colman die Produktion in eine große Fabrik nach Carrow in Norwich, die heute noch besteht. Die Colmanfamilie leistete auch in sozialer Hinsicht Pionierarbeit. 1857 eröffneten sie eine Schule für die Kinder der Angestellten und 1864 stellten sie die erste Krankenschwester für Betriebsangehörige ein. 1903 kaufte Colman's eine Konkurrenzfirma auf, die ursprünglich unter dem Namen ‚Keen & Son' bekannt wurde. Der Hersteller hatte seinen Senf zum Synonym für Senf und die Redensart ‚keen as mustard' populär gemacht.
Heute werden unter dem Namen "Colman's" Gewürze, Saucen und andere Lebensmittel hergestellt. 1973 wurde zum 150-jährigen Jubiläum in Bridewell Alley der Mustard Shop mit einem kleinen Senfmuseum eröffnet. Heute ist der Laden in die Royal Arcade umgezogen, hat aber viel von dem Charm des alten Gebäudes verloren.

Jarrold's Printing, eine der größten Druckereien des Landes, wurde 1770 in Woodbridge, Suffolk, gegründet und hatte zu ihren besten Zeiten 2000 Beschäftigte. Der Sitz von Jarrolds and Sons Printing war in der historischen St. James Mill in Whitefriars. Die Firma druckte Souvenir Books, Kalender, Postkarten und mehr als 80 Mio Magazine pro Jahr. Bei einer Betriebsbesichtigung frage ich einmal, wieviele Leute hier arbeiteten und der ehemalige Mitarbeiter, der uns herumführte, antwortete "about half of them". Seit einem Management Buy-in 2004 (70% Anteil) war die nun New Jarrold Printing (NJP) genannte Firma finanziell ins Trudeln geraten. Im Januar 2007 wurde die Buchdruckerei an NPI Media Ltd verkauft, die Kalenderabteilung an Vista Stationery & Print Ltd. Die Kalender und Postkarten werden heute in Indien hergestellt. 286 Angestellte verloren ihre Arbeit und protestierten laut dagegen. Jarrold Properties hat zusammen mit R. G. Carter eine Siedlungsfirma zur Erschließung des Riverside-Baugebietes gegründet. Es werden Stadthäuser mit 3-4 Schlafzimmern und Doppelhäuser mit Blick über den Fluß Wensum und die Kathedrale von Norwich erstellt. In der historischen St. James-Mühle wurden hochwertige Büroräume erstellt.

Her Majesty's Stationery Office (HMSO)
, einst die offizielle Veröffentlichungs- und Bürobedarfsabteilung der britischen Regierung, verlegte seine Büros in den 1970er Jahren in ein (häßliches) Bürogebäude neben dem Anglia Square, einem Einkaufszentrum in der Magdalen Street, das mittlerweile weitgehend vergessen zu sein scheint. 1996 wurde es unter ‚The Stationery Office' (TSO) privatisiert und die Büros in Norwich wurden aufgelöst.

Die Norwich Union ist nicht nur die größte Lebensversicherungsgesellschaft im VK, sondern auch eine der größeren Autoversicherer. Sie gehört seit 2000 zur Aviva Gruppe, die aus einem Zusammenschluß von Norwich Union and CGU plc hervorgegangen ist, wird aber weiter unter ‚Norwich Union' vertrieben. Sie wurde 1797 in Norwich von Thomas Bignold als "Norwich Union Society for the Insurance of Houses, Stock and Merchandise from Fire" gegründet und als "Norwich Union Fire Insurance Office" bekannt. 1808 kam die "Norwich Union Life Insurance Society" - ebenfalls auf Gegenseitigkeit - hinzu. 1997 wurde die Norwich Union in eine ‚Public Limited Company' mit Börsennotierung umgewandelt. Das breite Versicherungsangebot führte zu dem Slogan "No-one Protects More". Surrey House, die Büros der Norwich Union, wurden zwischen 1900 und 1904 erbaut. Der Marmor für die 40 Säulen der Main Hall, die als Marble Hall bekannt wurde - es handelt sich insgesamt um 15 verschiedene Marmorsorten - wurde ursprünglich für die Westminster Abtei aus Italien importiert, musste aber auch logistischen Gründen billiger verkauft werden. Der Architekt George Skipper überzeugte die Direktoren der Norwich Union davon, dass es sich um eine einmalige Chance handelte, den Marmor zu kaufen.Im Eingangsbereich, der öffentlich zugängig ist, sind u.a. zwei Mosaike aus Lapis Lazuli mit den Namen der Gefallenen der Weltkriege, außerdem ein Marmorbrunnen - eine Art Klimaanlage - zu sehen.

Norwich ist heute ein Dienstleistungszentrum. Am ‚Riverside' wurden großzügige Freizeiteinrichtungen geschaffen und neben dem renovierten Fußballstadion werden entlang des Wensum weitere Wohngebiete erschlossen. Die beiden Zeitungen Norwich Evening News und Eastern Daily Press (EDP), früher als ‚Eastern Counties Newspapers' (ECN) bekannt, sind in dem landesweit operierenden Verlagshaus Archant aufgegangen.

Früher befanden sich in King Street die Gebäude der Norwich Brauerei , die mittlerweile abgerissen sind. Die Brauerei war die letzte von einstmals 27 in der Stadt (1836). Norwich hat viele Kneipen, 1835 sollen es sogar 505 gewesen sein, allderdings gibt es keine Brauerei mehr in der Stadt. Zwei kleinere Brauereien aus Norwich, Morgan's und ‚Youngs Crawshay & Youngs' wurden an Watneys verkauft worden. In den 1970er Jahren gab es durch die Initiative der "Campaign for Real Ale" ein wiedererwachtes Interesse an örtlich gebrauten Bieren. 1977 änderte Watney Mann (East Anglia) seinen Namen in ‚The Norwich Brewery Co.' und brauten eigenes Bier in King Street. Diese wurde in den 1980er Jahren geschlossen und diente noch ein paar Jahre als Lager für Holsten Beer. Die kurzlebige "Star Berwery" braute Bier in Duke Street, ebenso wie ‚Woodforde's Norfolk Ales', die 1981 begannen.

Die gesamte King Street wird im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen erneuert. Eines der historischten Gebäude in Norfolk ist Dragon Hall, ein Schulungs- und Twinning Centre. Sein Name verdankt es dem Drachen in einem Fachwerkbalken, der beim ‚Norwich Survey of Historic Buildings' zufällig entdeckt wurde. Es handelt sich um ein mittelalterliches Gebäude, das vom Kaufmann Robert Toppes 1427 gebaut wurde. Im 19. Jh. waren in dem Gebäude ein Pub, Läden und Geschäftsräume. Das Land zwischen Dragon Hall und dem Fluß Wensum war ein Irrgarten von Häusern in einem erbärmlichen baulichen Zustand. Im frühen 20. Jh. war es nicht besser, zusätzlich forderte der wirtschaftliche Niedergang seinen Zoll und die Gegend drohte zu verwahrlosen. So gehörte die King Street noch zum ‚Red Light District' der ‚Kerb Crawlers'. In den 1970er Jahren wurde Dragon Hall von der Norwich Brewery an die Stadt verkauft und allmählich saniert. 1987 wurde der ‚Norfolk and Norwich Heritage Trust' gegründet, der die Sanierungsarbeiten fortführte und Dragon Hall als Heritage Site für Unterrichtszwecke nutzt. Die Stadt hat zwischen 2006 und 2007 erhebliche Zuschüsse zur Sanierung durch die National Lottery erhalten. Damit wurde ein völlig neuer Nordflügel angebaut mit Events Rooms für Schulbesuche und Treffen, ebenso eine moderne Küche für "Functions" in der Great Hall.

Seit Mitte der 1990er Jahre hat Norwich über £ 1 Mia Investitionen zur Geschäftsansiedlung angelockt:
- 17 ha ‚Riverside'-Gelände für Freizeit-, Einzelhandel und Wohneinrichtungen
- das Forum als Millennium Landmark
- das £ 229 Mio teure Norfolk and Norwich University Hospital
- das 25 ha große Chapelfield Sanierungsgebiet für £ 275 Mio
- den Norwich Bio-Incubator - mit flexiblem und wirksamen Raum für Bio-Science Unternehmen
- Business Parks einschließlich des Broadland Business Park, ein Gelände von 38 ha für Büros, Industrieansiedlung und Lagerhallen.
- Baumaßnahmen entlang des Wensum

Das Theatre Royal besteht seit 250 Jahren an derselben Stelle. Es wurde umfangreich saniert, hat 1.300 Sitzplätze und führt "Musicals, Dance, Drama, Family Shows, Stand-up Comedians, Opera and Pop" von ‚National Touring Productions' auf. Dazu muss man sagen, dass England seit Shakespeare eine lange Tradition von Touring Companies hat und es an kaum einem Theater ein festes Ensemble gibt, sondern alle Theater als Repertoire-Theater betrieben werden. Daneben gibt es eine Reihe von Amateurtheatergruppen in Norwich, deren bekanntestes Theater das Maddermarket Theatre ist, wo unter der Leitung eines professionellen Regisseurs Amateure Theaterstücke aufführen.

Das ‚Forum' wurde mit Geldern der National Lottery 2002 auf dem Gelände der 1994 abgebrannten städtischen Bibliothek errichtet und beherbergt die Millennium Library, das regionale Hauptquartier und Fernsehzentrum für BBC East sowie das Fremdenverkehrsamt. Außerdem finden hier Ausstellungen, Konzerte und Diskussionen statt, da Norwich noch keine spezielle Konzerthalle hat.

Die University of East Anglia (UEA) am Stadtrand von Norwich war eine der neuen ‚Glass and Concrete'-Universitäten nach dem Zweiten Weltkrieg, die nach dem Robbins Report gegründet wurden und 1963 ihren Lehrbetrieb aufnahmen. Die UEA folgt dem Stadtmotto der Unabhängigkeit und ist besonders berühmt für sein ‚Creative Writing Programme', das von Malcolm Bradbury und Angus Wilson eingerichtet wurde. Die bekanntesten Schüler sind u.a. Ian McEwan (Booker Prize für "Amsterdam"), Bradbury's erster Student und Kazuo Ishiguro (Booker Prize für "The Remains of the Day"). Zum Universitätscampus gehört das ‚Sainsbury Centre for Visual Arts', von Norman Foster entworfen, für das Sir Robert and Lady Lisa Sainsbury 1973 mehr als 300 Kunstwerke und -objekte übergaben, die sie seit den 1930er Jahren gesammelt hatten.

In unmittelbarer Nachbarschaft ist das neue ‚Norfolk and Norwich University Hospital' in Colney 2001 eröffnet worden. In Colney Lane liegt auch ein weiteres Krankenhaus, das von der privaten ‚British United Provident Association' (BUPA) betrieben wird.

Norwich wird manchmal im Vereinigten Königreich als "abgelegen, bieder, linkisch und abseits der nationalen Trends" gesehen. Als Malcolm Bradbury (‚Norwich is cut off on three sides by the sea and on the fourth by British Rail') als Professor von Birmingham nach Norwich kam, tankte er und der Tankwart fragte ihn allen Ernstes: "Are you now driving to England?" Dieses Image hängt an seiner geographischen Lage. Norwich ist bis heute nicht durchgehend über zweispurige Straßen zu erreichen. Das soll sich allerdings 2013 durch den vierspurigen Ausbau der A 11 (endlich!) ändern.
1988 tauchte Norwich in den Schlagzeilen der Weltpresse und im Fernsehen mit aufsehenerregenden Bildern auf: "Norwich - a holy city." Ein Doppeldeckerbus war in der Earlham Road eingebrochen. Grund waren Hohlräume, die sich in dem Kalkuntergrund aufgetan hatten.

Norwich hat eine lange Geschichte von politischem Radikalismus und ist keineswegs eine konservative Stadt. Die Grünen halten einen erheblichen Anteil der Sitze im Stadtrat, die Labour Party ist aber immer noch die größte Partei, dahinter kommen die Liberaldemokraten, die Konservativen an letzter Stelle. Es gab sogar eine Zeit, da die Tories nur einen Abgeordneten hatten - und den machte man dann zum Lord Mayor. Bei der Volkszählung von 2001 gaben 27,8% ‚no religion' an, der höchste Prozentsatz in England. Man ist generell offen für ‚Newcomers', doch dauert es wohl mehrere Jahrzehnte bis man ‚local' ist.

1978 ist Norwich eine Partnerschaft mit Koblenz eingegangen, die von den beiden Freundschaftskreisen, dem ‚Freundschaftskreis Norwich - Koblenz | Deutsch-Britischer Club e.V.' und der ‚Norfolk and Norwich | Koblenz Friendship Association' mit Leben erfüllt wird. Regelmäßige Besuche in der Partnerstadt und ausführliche Besichtigungsprogramme sollen die in der Partnerschaftsurkunde genannte "Verständigung von Mensch zu Mensch" fördern.
Im Gründungsjahr 1980 konnten die Mitglieder noch die Firma Mackintosh besichtigen. Wir wurden mit hübschen weißen Häubchen bedacht und dann durch die Produktionshallen geführt. Die Regeln waren einfach, man durfte während des Rundgangs alles probieren, aber nichts mitnehmen. Bei anderen Gelegenheiten ging es zu den ‚Eastern Counties Newspapers', wo damals noch Zeitungen mit Bleilettern hergestellt wurden, in die repräsentativen Räumlichkeiten der ‚Gurney (Barclays) Bank', zu ‚Jarrolds Printing Works', zur ‚Norwich Union' und der ‚Norwich Brewery' und im Industriegebiet in Bowthorpe zu ‚Sultan's Turkish Delight', d.h. es wurden die meisten größeren Betriebe in Norwich besichtigt und so wurden die Koblenzer Partner selbst zu einem Stück Historie.

Staffellauf vom 30. 5. - 5. 6. 1988
Eines der herausragenden Ereignisse partnerschaftlicher Begegnungen war ein von Koblenz nach Norwich durchgeführter Staffellauf ‚to mark the tenth anniversary of the twinning and to prove that you can even run there.'
Vorspiel: Wir hatten einen Aufruf zum Mitmachen in der der Rhein-Zeitung gestartet und es meldeten sich 72 Interessierte (!), wobei einer sogar anbot, er könne auch etwas vorlaufen, um seine Chancen zur Teilnahme zu erhöhen. Unsere Vorstandsmitglieder Paul Dennis und Siegfried Jungwirth trainierten die Läufer wochenlang auf dem Oberwerth, während von mir Sponsorengelder von insgesamt ca. 20.000 DM gesammelt wurden, wobei die wichtigsten Firmen die EVM, die Fa. Dienz und die Firma Lucas-Girling waren. Außerdem mussten viele, viele Briefe geschrieben werden. Der Brief an die Bezirksregierung zur Genehmigung des Laufes hatte wohl die kürzeste Antwort: "...wegen der Nichtigkeit der Veranstaltung erlauben wir Ihnen von Koblenz bis Zeebrügge öffentliche Straßen zu benutzen"!
Der Briefverkehr mit der englischen Polizei war weitaus umfangreicher. Wir wurden gewarnt, diesen Lauf durchzuführen, es kamen nur wenig verhüllte Drohungen "...if you proceed, if you cause obstruction to traffic, if you..., we'll interfere." Jeder dieser Biefe endete überdies mit "Sergeant Swattman wishes to be informed."
Der Startschuß für den Lauf erfolgte am 30. Mai 1988 um 18.00 Uhr durch Landtagspräsidenten Dr. H.P. Volkert an der Herz-Jesu-Kirche. Der Lauf führte über die alte Moselbrücke nach Metternich und auf die Landstraße nach Polch. Eine Gruppe fuhr in einem VW Bus direkt zu einem Quartier nach Bleialf, wo die Fahrzeuge für die kommenden Tage und die Läuferteams eingeteilt werden mussten. So wurden die Betten in Bleialf wie auch in Mons jeweils in drei Schichten "beschlafen".
Die Nacht war kurz, bereits um 4.00 Uhr klingelte der Wecker, da der erste Wechsel um 6.00 Uhr erfolgen musste. Er klappte trotz der ‚Bibel' - einem von Siegfried Jungwirth detailliert entwickelten Plan der einzelnen Laufabschnitte - nicht gut, kam aber dann doch noch rechtzeitig zustande. Der zweite Wechsel war um 12.00 Uhr in den Ardennen. Der Lauf ging über Mons zum Natohauptquartier SHAPE, wo den Läufern im Gemeindezentrum Feldbetten für die Nacht zur Verfügung gestellt wurden. Nach und nach trafen die anderen Gruppen ein, es wurde viel erzählt und an Schlaf war nicht zu denken. Der nette Hausmeister hatte extra ein Schild (in charmant-fehlerhaftem Deutsch) angefertigt mit ‚Bitte um Ruhe! Stoppelläufer!'

Am 1. Juni war um Mitternacht am Übergabepunkt in Charleroi kein Team zu sehen. Mit halbstündiger Verspätung trafen der Golf und das Läuferteam ein, der Katalysator des Autos war ausgefallen, denn es war kein bleifreier Sprit aufzutreiben gewesen, dass es damals noch nicht an allen Tankstellen gab. Der weitere Lauf ging mit hohem Tempo vonstatten, denn es galt eine Stunde aufzuholen, was gegen 6.00 Uhr morgens erreicht war. Es ging weiter nach Lissewege, 3 km vor Zeebrügge, bei strahlendem Sonnenschein und frischer Brise. Nach und nach trafen alle Fahrzeuge und die Läufer der drei Teams ein, außerdem ‚Carlos', ‚Beta', ‚Delta' von den belgischen Funkamateuren. Sie begleiteten alle Läufer, die nun zusammen zum Hafen rannten, eskortiert von der belgischen Polizei. Der Lauf endete in einer Sporthalle, wo sich ausgiebige Gelegenheit bot, zu duschen und sich frisch zu machen. Danach ging es zum Kaffee nach Knokke. Die Rückfahrt ging zum Hafenbüro nach Zeebrügge, wo MEP Dr. Egon Klepsch die Läufer begrüßte. Als die gebuchte Stadtführerin zur Hafenrundfahrt nicht erschien, übernahmen die Funkamateure diese Aufgabe, nicht sach- aber lebenskundig. Sie berichteten auch von ihrer Rettungsaktion beim Schiffsunglück der ‚Herald of Free Enterprise' der Fährgesellschaft Townsend Thoresen am 6. März 1987, bei dem 193 Tote zu beklagen waren. Die Amateurfunker hatten ein dringend benötigtes Verbindungsnetz aufgebaut, da alle Telefonleitungen zusammengebrochen waren. Um 23.59 Uhr legte das Fährschiff ab, der erste Teil der Überfahrt war noch etwas ‚choppy', dann wird es ruhiger, so dass das Schiff am nächsten Morgen pünktlich in Felixstowe anlegen konnte. Das Läuferteam wurde hier begrüßt durch ‚Radio Ham' Rex Affolter und verstärkt durch St. John's Ambulance. Die Vorstandsmitglieder Jan Kendrick und John Newstead halfen als Navigatoren. Der Bus mit den Mitgliedern des Freundschaftskreises hatte nach einstündiger Fahrt den ‚King George' am Stadtrand von Norwich erreicht. Nach einer heißen Tasse Kaffee wurden die Teilnehmer in ihre privaten Quartiere bzw. ins Nelson Hotel gebracht. Um 17.00 Uhr trafen dann auch die Läufer am ‚King George' ein. Nach einer Ehrenrunde wurden sie um 18.00 Uhr am Rathaus offiziell durch ‚Lord Mayor' David Bradford begrüßt. Anschließend gab es noch die obligatorische ‚Cup of Tea' in den ‚Mancroft Rooms' des Rathauses.

Um 19.00 Uhr schloss sich ein Essen in der Cafeteria in Jarrolds Department Store an. In einer kurzen Rede überreichte ich zwei Koblenzer Kanaldeckel (die mit dem Schängel) an OB und Richard Jarrold, "damit die Löcher in Norwich gestopft werden können". Gleichzeitig spendete der Freundschaftskreis £ 150.00 für das ‚Dragon Hall Project'. Gegen 20.30 Uhr kam die CDU Stadtratsfraktion an, wegen verspäteter Abfahrt in Zeebrügge und Irrfahrt durch East Anglia, weil der Busfahrer - wie üblich - keine Karte bei sich hatte. Am 3. Juni wurden die Broads in Wroxham besucht, wo wegen des ‚Bank Holiday Weekend' sehr viel Trubel herrschte. Der Nachmittag war frei und abends gab es im Sainsbury Centre einen Sherryempfang und Galabüffett mit Dr. Klepsch und dem Unterhausabgeordneten Patrick Thompson, etwas länglich durch die Reden, aber sonst gemütlich.
Der 4. Juni begann mit Regen, es hellte sich dann aber während des Besuches von Felbrigg Hall auf. Da die Sonne schien, konnte sogar der Tee im Garten eingenommen werden. Die Rückfahrt führte über Sheringham und Cromer zurück nach Norwich. Am Abend ist ging es wieder "official" zu: Die CDU hatte die Mancroft Rooms des Rathauses für ein festliches Dinner gemietet, bei dem viele offizielle Würdenträger aus Norwich eingeladen waren. Am 5. Juni war der Aufenthalt schon wieder vorbei, um 9.00 Uhr erfolgte die Abfahrt am King George. Es gab wieder umfangreiche Kontrollen in Felixstowe (auf meinen Hinweis, dass wir ja alle zu Europa gehören, entgegnete der Customs Officer, "yes, we are all one happy family", aber die Überfahrt war herrlich und viele saßen auf Deck in der Sonne. Unser Schiff war die Nordic Ferry, im Falkland Krieg ein Munitionsschiff und dann zur Fähre umgebaut - und entsprechend unkomfortabel. Kein Wunder, dass die Fährverbindung Felixstowe-Zeebrügge später aufgegeben wurde! Und noch ein wichtiges Ereignis: Unser Sohn Thomas war in seinem Logbook zum ‚Captain' aufgestiegen und durfte mit uns auf der Brücke den Kapitän begrüßen (G.Hahn).
Bekannte Namen aus Norwich

Bekannte Namen
John Crome, Joseph Stannard und John Sell Cotman gründeten die ‚Norwich School of Painters', die beeinflusst durch die holländische Landschaftsmalerei die Schönheit des ländlichen Hinterlandes von Norwich zeigten.
Joseph John Gurney (1788-1847) war Bankier und Philantroph, der mit seiner Schwester Elizabeth Fry an einer Gefängnisreform arbeitete. Seine Bank in Norwich wurde später von Barclays Bank übernommen, führt aber immer noch den Zusatz ‚Gurney' im Namen.
Robert Kett, Norwich's Robin Hood. Kett war Landbesitzer aus Wymondham, der die Bauernrevolte 1549 gegen die korrupten Landbesitzer in Norfolk anführte. Das endete in der ‚Battle of Dussindale' gegen die Soldaten des Königs, in der 3.000 von Ketts Leuten am 27. August 1549 getötet wurden. Am 7. Dezember 1549 wurde er am Norwich Castle wegen Hochverrat gehängt.
Edith Cavell (1865-1915) in Swardeston bei Norwich geboren, war im Ersten Weltkrieg Krankenschwester. Sie wurde durch Deutsche hingerichtet, weil sie Alliiertengefangenen bei der Flucht geholfen hatte und ist an der Ostseite der Kathedrale beigesetzt.
Philip Pullman, britischer Schriftsteller wurde in Norwich am 19. October 1946 geboren. Er ist Autor der ‚best-selling' Fantasy-Trilogie "His Dark Materials".
Der Satiriker Steeve Cogan versetzte seinen eitlen und geschmacklosen Fernsehsprecher Alan Partridge nach Norfolk für das fiktive, unabhängige "Radio Norwich". Es benutzte den (ungerechtfertigten) Ruf der Grafschaft, die als "hinter dem modernen Trend, jenseits seiner Blüte und am Rande des Geschehens liegend" gilt. Seit 2006 gibt es jedoch den wirklichen Sender Radio Norwich, außerdem Radio Broadland, Classic Gold Amber, und die neue Station 99.9 Radio Norwich. BBC Radio Norfolk and Livewire 1350 von der UEA berichten ebenfalls aus der Stadt.

Persönliche Begegnungen
Malcolm Bradbury (1932 - 2000)
"Norwich is a city that is famously cut off on three sides by water and on the fourth by British Rail and therefore a very favoured and distinctive community of its own. I arrived there twenty-two years ago and I think they will shortly accept me. It's a place that goes about that task very slowly... I first found people very cold and it took me a long time to find out that this was extremely sensible of them to have the understandable view that the rest is foreign. ...When I first arrived in Norwich, I filled the tank of my car with petrol and the garageman said, Are you going to England then?" (Bradbury über Norwich bei einem Besuch in Koblenz)
Am 27. November 2000 starb Malcolm Bradbury in unserer Partnerstadt Norwich an einer seltenen Lungenentzündung im Alter von 68 Jahren. Er war einer der führenden Schriftsteller des Landes und ein bekannter Kritiker, der mit seinem ‚Course for Creative Writing' an der University von East Anglia eine Reihe nahmhafter Autoren hervorgebracht hat. Er wurde in Sheffield als Sohn von Arthur Bradbury, einem Eisenbahnarbeiter, geboren und wuchs in Nottingham auf, wo er das Gymnasium in West Bridgford besuchte. Er beendete sein Studium an der neuen Universität von Leicester mit Auszeichnung und studierte danach am Queen Mary College, London, in Manchester und in den Vereinigten Staaten, bevor er 1959 eine Ernennung in der Erwachsenenbildung der Universität Hull annahm. 1961 ging er an das Englische Seminar der Universität Birmingham, wo er David Lodge traf, mit dem er eine lange und enge Freunschaft begann, teilweise weil beide aus der ersten Gymnasialgeneration stammten, die in den 1950er Jahren die Universität besuchten. Nach Bradburys Aussage treten sie unter dem Namen ‚Bodge (ein ‚Blending' aus Bradbury und Lodge) - ‚an all-purpose writer' auf. 1965 erfolgte ein Ruf an die neue Universität von East Anglia, wo er 1970 Professor für Amerikanistik wurde. Hier blieb er den Rest seines Leben. 1991 wurde er mit dem ‚Commander of the British Empire' ausgezeichnet und freute sich sehr, als er in der 1999 New Year's Honours List wegen seiner Verdienste um die Literatur zum Ritter ernannt wurde, umso mehr als die Auszeichnung über sein Schreiben hinaus seiner Unterstützung für junge Schriftsteller galt. In den 25 Jahren, in denen er an der Universität von East Anglia in Norwich seinen Kurs für kreatives Schreiben leitete, hat er ungefähr 70 Schriftsteller hervorgebracht, darunter Ian McEwan, der sein erster und damals einziger Kursteilnehmer war, mit dem er sich in der Bar des Maid's Hotel traf und Rose Tremain mit "Music and Silence". Neben seiner akademischen Arbeit mit unzähligen wissenschaftlichen Veröffentlichungen galt seiner Liebe dem Roman. Er selbst beschrieb sich als langsamer Schriftsteller, der alle 10 Jahre ein Buch verfasst: "Eating people is wrong" - das Buch der 50er Jahre; "The History Man" (1975), - das der 60er Jahre, seine Satire über den linken Geschichtsprofessor Howard Kirk an der neuen Universität von Watermouth (die so gar nichts mit der Universität von East Anglia in Norwich gemein hat!) und ihn als BBC-Verfilmung einem Millionenpublikum bekannt machte. "Rates of Exchange" (dt.: Wechselkurse, 1982) war auf der Shortlist des Booker-Preises. Beide Bücher wurden vom Aufbau-Verlag in (Ost-) Berlin übersetzt. Es folgten "Dr Criminale" (1992) und "To the Hermitage" (2000), sein letztes Buch. Ich habe Professor Bradbury 1986 bei Freunden kennengelernt (Mary Lambert: "He writes", Chris Lambert: "He drinks like a fish"), die Nachbarn von ihm in Heigham Grove waren.

Ein Jahr später traf ich ihn im Kloster Walwerberg bei Köln, wo der British Council in Köln jedes Jahr ein Literaturseminar veranstaltete, das von Professor Bradbury geleitet wurde und zu dem neben bekannten, auch unbekannte Schriftsteller eingeladen wurden. 1987 waren es u.a. Kazuo Ishiguro, der gerade den ‚Whitbreads Award' bekommen hatte und Margaret Drabble. Im Anschluß an dieses Seminar habe ich Malcolm Bradbury nach Koblenz mitgenommen, wo wir ihn in einer Veranstaltung mit 120 Teilnehmern in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek begrüßen konnten. Am nächsten Tag zeigte er in einer Fortbildungsveranstaltung mit Kollegen an der Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar, wie man literarische Vorlagen wie "The Enigma" von John Fowles in Fernsehspiele umschrieb.

Nachruf in "Der Spiegel" vom 4.12.2000):
"Sir Malcolm Bradbury, 68. Man solle so schreiben, lehrte er, dass der Leser zum "Komplizen" werde. Diese hohe Kunst hat der britische Amerikanistikprofessor, Romancier, Kritiker und Pädagoge des "kreativen Schreibens" selber glänzend praktiziert. Aus seinen Seminaren an der University of East Anglia gingen Qualitätsautoren wie Ian McEwan und Kazuo Ishiguro hervor; seine eigenen Romane, blitzgescheit und sarkastisch, polierten vor allem das Genre des "Campus-Romans" - kritische Blicke hinter die steifen Gardinen des Uni-Universums. Bradbury, kurz vor seinem Tod geadelt, entstammte kleinen Verhältnisssen. Eine Herzschwäche trieb den Jungen früh ins Reich der Bücher, in dem er zeitlebens kritisch und kreativ wirkte und sich auch nicht scheute, Literatur via TV an das Publikum zu bringen: "Schreiben war sein Leben", rief ihm sein literarischer Zwilling, David Lodge, nach. Sir Malcolm Bradbury starb am 27. November in seinem Haus in Norwich."


Michael Hunt
"Splendidly moustached Anglia TV weatherman from 1962 until 1985." Er war im Zweiten Weltkrieg im Weather Office, das für die Alliiertenlandung an D-Day zuständig war und sagte später in Anglia Television das Wetter an, wobei er Beweise seines Humors geben konnte. "Gunter, I tell you, the weather forecast is an art form!" Er sprach recht gut deutsch, da er während der Militärzeit mehrere Jahre in Norddeutschland stationiert war. So erzählte er gern folgende Episode: Er war mit einer Gruppe auf einem Ausflugsboot in Straßburg unterwegs und fand nicht mehr den Weg zurück. Daher wandte er sich an einen Passanten und fragte ihn, wo die "Freudenboote" anlegten - die wörtliche Übersetzung von "Pleasure Boat") - woraufhin ihn dieser etwas befremdet ansah.

Anne Gregg (11.2.1940 - 5.9.2006) - "Broadcaster and travel writer with fine taste and a sense of style" (Guardian)
Sie hat eine beeindruckende Karriere vorzuweisen und war die erste Nordirin, die eine TV Personality wurde. 1987 besuchte sie für das Folio Programme von Anglia Television Koblenz und präsentierte Händel in London. Sie hatte eine unkonventionelle Art und Wärme, verbunden mit schelmischem Humor, den sie sowohl im Fernsehen mit dem "Holiday" Programm der BBC wie auch im privaten Umgang zeigte. Sie hatte ein "500 Watt-Lächeln" und eine angenehme halblaute (Mezzo-) Stimme. Unvergessen bleiben ihr 45 Jahre währender Professionalismus und - bis zuletzt - ihre Schönheit. Sie stammte aus Belfast, ihr Vater war Beamter beim Ordnance Survey, ihre Mutter Schneiderin. Nach dem Gymnasium fing sie als Buchhalterin im öffentlichen Dienst an. Mit 19 wurde sie Ansagerin bei Ulster TV und Reporterin für lokale Nachrichten. Von dort ging es in derselben Rolle zu Anglia Television, dann zur BBC als Ansagerin für Spielfilme. Danach war sie 11 Jahre stellvertretende Redakteurin bei "Good Housekeeping", 1979 wurde sie Herausgeberin von "Woman's Journal", 1980 Reporterin bei "Holiday". Anfang der 80er Jahre hatte das Programm jede Woche mehr als 12 Mio Zuschauer. Ab 1990 präsentierte sie das Programm, aber nach zwei Jahren wollte das Management ein neues Gesicht sehen - eine seltsame Entscheidung angesichts höchster Einschaltquoten. Sie war 51 Jahre und obwohl mehr als 1000 Zuschauer protestierten, verließ sie die Sendung. Sie arbeitete weiter fürs Fernsehen und machte neben anderem zwei Serien, die Reisen mit Religion vermischten: "Annie Across America" (1992) und "Package Pilgrims" (1993), beides für ITV. Außerdem präsentierte sie die Radio 4 Reiseserie "Breakaway" (1997) und produzierte eine Reihe von Filmen für English Heritage. In späteren Jahren kam sie zur Reisebeschreibung zurück. Mit ihrem Geschäftspartner Ken Wright gab sie das Magazin "Traveller in France" für das französische Fremdenverkehrsamt heraus. Sie besaß ein Haus in der Provence und ihre Liebe für Frankreich wurde 2003 mit dem Orden ‚Médaille d'Or du Tourisme' der französischen Regierung belohnt.Anthony Thwaite

Anthony Simon Thwaite, OBE, ist Dichter und Schriftsteller, verheiratet mit Ann Thwaite, einer Autorität fürden bekannten Bären Winnie-the-Pooh. Der Orden des British Empire wurde ihm 1992 'for services to poetry' verliehen. In Chester geboren, wuchs er in Yorkshire auf und lebt heute in Wymondham in Norfolk. Er wurde in der Kingswood School in Bath erzogen und studierte Englisch am Christ Church College, Oxford. Er spricht japanisch und lehrte an der Tokyo University von 1955 bis 1957 und 1985 noch einmal für ein Jahr. Von 1973-1985 arbeitete er für BBC Radio und den New Statesman als literarischer Herausgeber, ebenso für Encounter und gibt den literarischen Nachlass für den Dichter Philip Larkin heraus. Ich traf ihn das erste Mal beim Literaturseminar in Walwerberg, wo er einen interessanten Vortrag zum Them The Business of Writing hielt. Er berichtete auch über die unterschiedlichen Haltungen der Menschen zu seinem Beruf des Dichters. Wenn er in England in einen Pub kommt und erzählt, dass er Dichter ist, herrsche peinliches Schweigen. Wenn er aber dasselbe in einem Mittelmeerland tut, würden alle Anwesenden sofort begeistert beginnen, Gedichte zu rezitieren.
Am besten in Erinnerung bleibt mir sein Bericht über die Verleihung des OBE, die von der Königin vorgenommen wurde:
Queen: "Poetry, isn't it?"
Thwaite: "Yes, madam it is!"
Queen: "And do you enjoy what you are doing?"
Thwaite: "Yes, I do."
Ende des Gesprächs

The Rt.Hon.Baroness Hollis of Heigham
Ich habe Patricia Hollis mehrmals in Koblenz und Norwich getroffen, wobei sie im persönlichen Umgang sehr nett und ‚outgoing' war, allerdings bin ich der Überzeugung, dass sie sich für die Partnerschaft nicht wirklich interessiert hat. Sie war Dozentin für Geschichte an der University of East Anglia und Fraktionsvorsitzende der Labour-Fraktion im Stadtrat von Norwich, hauptsächlich an sozialen Fragen und Women's Issues interessiert. Und eines Tages hieß es, "good old Pat" werde geadelt - und so geschah es, wobei sie sich nach ihrem ‚Ward' "Heigham" nannte, den sie im Stadtrat vertreten hatte. Beeindruckend war ihr Mann, Professor für Philosophie an der UEA, der bei offiziellen Anlässen immer mit seinem perfekten Deutsch brillierte und die offiziellen Reden seiner Frau übersetzte. 1997 wurde sie 'Parliamentary Under Secretary of State at the Department of Social Security', 1999 Privy Councillor, außerdem ist sie 'Deputy Lieutenant for Norfolk'. Sie ist im House of Lords verantwortlich für Sozialhilfe für Kinder und Alleinerziehende, Familienpolitik, Women's Issues ("that's her favourite") und alle Fragen der Sozialhilfe. Sie war im Stadtrat von Norwich von 1968 bis 1991, Franktionsvorsitzende von 1983 bis 1988 und Ratsmitglied im Grafschaftsrat von Norfolk von 1981 bis 1985. 1974 and 1979 kandidierte sie (vergebens) für das Unterhaus für Great Yarmouth. 1990 wurde sie 'Life Peer' und war 'Opposition Whip' zwischen 1990 und 1995.
Sie wurde 1941 geboren und an der Plympton Grammar School, Cambridge University, der University of California, Columbia University, New York and Nuffield College, Oxford erzogen. Sie war Lektorin in Modern History und Dean of Faculty an der University of East Anglia. Sie ist Fellow of the Royal Historical Society und Autorin von einem halben Dutzend Bücher über die Geschichte der Frau und Arbeit. Ihr Buch Jenny Lee: A life (1997), hat den Orwellpreis für politische Biographie und den Wolfson-Preis für das Geschichtsbuch des Jahres bekommen.